SENDER ÄTHER EMPFÄNGER
A travers la stratosphere
Das Farb-, Form- und Raumuniversum von Vincent Tavenne bietet sich an, ohne sich aufzudrängen: Als skulpturale Erscheinung mit definierter Form und Farbigkeit, oder als Erlebnisraum, den zu betreten oder zu durchschreiten dem Betrachter freigestellt ist. Als Grundmaterial für seine Skulpturen verwendet Vincent Tavenne farbige Stoffe. In vielfacher Hinsicht spielt er die Möglichkeiten seines Materials aus und öffnet so neue Perspektiven. Bei seinen ortsspezifischen Ausstellungen verstellen Zeltskulpturen den Durchgang, geben Kulissen dem Raum ein neues Gesicht oder werden Stoffbahnen zu Raumteilern und animieren den Besucher so, den Ort einmal anders zu erleben.
Daneben zeigt Vincent Tavenne aber auch Papierarbeiten und Objektkästen. Gerade in der Heterogenität der verschiedenen Werkgruppen untereinander zeigt sich die alles verbindende Grundidee: So erzeugt Vincent Tavenne Zonen des Verborgenen, Unbegreiflichen, die sich doch als durchlässig erweisen und sich dem aktiven Publikum stets enthüllen. Seine Arbeiten bieten elementare Erfahungen von Körper und Raum, sie bringen Begriffe des Alltäglichen zur Anschauung wie innen und außen, fest und durchlässig, oder natürlich und künstlich.
Sein Formenrepertoire schöpft Tavenne aus dem reichen Fundus der Kunst- und Architekturgeschichte. Dabei greift er unter anderem auf die klare Formensprache Moderner Architektur ebenso zurück, wie auf Gestaltungsmöglichkeiten aus dem Bereich des Bühnenbildes oder auf Elemente mittelalterlicher Kosmologien. Denn letztlich interessiert ihn eine zutiefst elementar Frage: Aus welchen Vorstellungsbildern und welchen realen Erfahrungen speist sich unser Weltbild und letztendlich das Bild von uns selbst. Dabei behauptet dieser Künstler jedoch keinerlei Deutungshoheit. Seine Arbeiten sind freigestellt ohne bedeutungslos zu sein; sie erlauben individuell Erfahrungen, die einfach und nahe liegend und doch elementar sind.
Auch für seine Ausstellung in der Städtischen Galerie Waldkraiburg entwickelt Vincent Tavenne eine ortsbezogene Situation. Die beiden eigenwilligen Ausstellungsräume mit den langen Fensterfronten provozieren es in besonderer Weise, aus den Gegebenheiten fruchtbaren Mehrwert zu ziehen. So erwartet den Besucher ein spezifischer, auf die Galerieräume zugeschnittener Einblick in das Schaffen des Künstlers.