Alpenterror
Der in Berlin lebende Künstler und Autor Sven Drühl (geb. 1968) spielt in seiner Malerei sowohl konzeptionell wie ironisch mit dem Gedanken der Nachahmung. Grundlage seiner in eigenwilligem Stil kopierten Gemälde sind Transformationen von »Klassikern« der Kunstgeschichte: Landschaftsmalerei der Romantik oder der Moderne aber auch Motive von zeitgenössischen Künstlerkollegen dienen als Vorlage. Allerdings kopiert Sven Drühl seine berühmten Vorbilder nicht wirklich, sondern er bildet sie mit heutigen Mitteln nach und schafft sie so quasi neu. Für die Umrisszeichnung verwendet er Silikonpaste; Ölfarben und glänzende Lacke lassen die Bilder in einem neuen Licht erscheinen.
In seinen neuesten Arbeiten stellt Sven Drühl seine Motive aus unterschiedlichen Bildquellen zu den sogenannten »Bastard Landscapes« zusammen. Vergleichbar mit einem DJ, der Musikstücke in einzelne Sequenzen zerlegt und remixt, wählt Sven Drühl einzelne Bildelemente wie Bäume, Felsen und Bergrücken aus vorhandenen Bildern, um daraus neue Landschaften zu formen. Wie selbstverständlich zerpflückt er dabei vorhandenes Bild-Material, benutzt es nach eigenem Ermessen und fasst es neu. Denn letztendlich geht es Drühl hier nicht nur um eine ironisch verstandene Operation der Nachahmung, sondern auch um die Frage nach den neuen Möglichkeiten der Malerei.
Konsequenterweise geht Sven Drühl dann noch einen Schritt weiter: Die Konturen, der von ihm entlehnten, oder besser okkupierten Bildmotive, werden kurzerhand in Neon ausgeführt. Ganz auf die Umrisslinie konzentriert, strahlen Neonröhren in geheimnisvollem, blauem Licht. So verbindet sich, quasi durch eine Hintertür wieder ins aktuelle Bild geholt, die Idee der Idyllischen Romantischen Landschaft mit einem zeitgenössischen Erleben von Bildern.