Fotografie
Die in New York lebende Raïssa Venables (geb. 1977) zeigt Fotografien von wundersamen Räumen in berauschender Farbigkeit. Aber in aller ihrer Pracht entwickeln die Fotos schnell ein Eigenleben, das zunehmend verunsichert: Ins Nirgendwo stürzende Linien, verbogene Fluchtpunkte, seltsam verformte Treppenaufgänge und eigentümliche Perspektivwechsel innerhalb eines Bildes erzeugen ein latentes Gefühl von Unsicherheit. Nirgends gibt es einen Anhaltspunkt in diesem schwankenden Bildgefüge, der uns einen festen Stand einnehmen ließe. Begleitet von einer intensiven Farbigkeit, die im Wechsel von Licht und Schatten dunkle Geheimnisse vermuten lässt, wirkten diese Arbeiten wie aus einer anderen Welt. In ihren zunächst analog abgelichteten und anschließend am Computer verfremdeten Fotografien spürt die Künstlerin der Geschichte von ganz unterschiedlichen Orten nach. Mal sind es menschenleere Treppenhäuser, mal Schlafzimmer mit liebevoll drapierten Kopfkissen oder öffentliche Versammlungsräume, deren eigenartige Atmosphäre sie einfängt. Und obwohl auf keinem Foto Menschen zu sehen sind, aktivieren die eigenartigen Räume von Raïssa Venables Vorstellungsbilder, die von den Taten und Träumen der abwesenden Bewohner erzählen.
Zur Ausstellung ist ein deutsch/englischer Katalog bei Hatje Cantz erschienen. Mit einem Künstlerinterview von Lori Waxman und einem Text von Matthias Harder.