Die französisch-indische Künstlerin Nadira Husain (*1980 in Paris) beschäftigt sich mit den Widersprüchen unserer modernen, globalen Gesellschaft, die sich aus dem Neben- und Miteinander verschiedener Sichtweisen und Überlieferungen ergeben. In ihrer Arbeit hinterfragt sie kulturell bedingte oder geschlechtsspezifische Rollenbilder, setzt sich mit der Frage nach der Vereinbarkeit von Tradition und Emanzipation, sowie mit (Darstellungs-)Konventionen und den damit verbundenen Zuschreibungen und Bedingung auseinander.
Dabei ist ihr ein gleichberechtigter Umgang mit ihrem Material wichtig - das betrifft ebenso verwendete Bilder und Vorlagen, die zwischen östlicher und westlicher Bildkultur oszillieren, wie die von ihr genutzten Methoden und thematisierten Inhalte. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass sie sich als Künstlerin auch solcher Strategien bemächtigt, die seit den 1970er Jahren unter dem Stichwort „pattern and decoration" neue Formen des künstlerischen Ausdrucks entwickelten.
Die Wiederholungen von einfachen Zeichen, Mustern und Ornamenten und ein freier Umgang mit Motiven, die der alltäglichen Bilderwelt unterschiedlicher Kulturen entnommen wurden, kennzeichnen ihre Arbeit. Hier treffen indische Miniaturen auf westliche Comicfiguren, High auf Low. So unterläuft Nadira Husain nicht nur bestehende Werteskalen und Bedeutungshierarchien, sondern macht sich frei von einengenden Vorstellungen und Definitionen - nutzt lustvoll alle denkbaren Materialien und Methoden um ihre universellen Themen zu bearbeiten.
In letzter Konsequenz verlässt sie das einengende Geviert des Bildes und bewegt sich in den Raum hinein. Anlässlich ihrer ersten Institutionellen Einzelausstellung in Süddeutschland entwickelt die Künstlerin eigens eine raumgreifende Wandinstallation für die Städtischen Galerie Waldkraiburg.