Fotografie und Video
Frank Stürmer (geb. 1972 in Bukarest, lebt in München) fängt in seinen Fotografien und Videos Situationen des Alltäglichen ein, die auf den ersten Blick ebenso unspektakulär wie scheinbar bedeutungslos wirken. Doch in Stürmers Arbeiten ist es weniger das Motiv, als der eigentümlich gestimmte Moment, der unsere Aufmerksamkeit bannt. Mit feinem Gespür geht Stürmer den in und zwischen den Dingen und Situationen liegenden Bedeutungen nach und bringt so einen subtil wahrnehmbaren Subtext zur Anschauung.
Im Zentrum der Waldkraiburger Ausstellung steht eine neue, dokumentarisch anmutende Fotoarbeit über Niţchidorf in Rumänien, dem früheren Nitzkydorf, Banater Heimatort der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Dort spürt Frank Stürmer der alten Tradition nach, den Häusern die Namen ihrer deutschen, rumänischen oder ungarischen Besitzer zu geben. Sie wurden an der Giebelwand angebracht und sind in der Regel noch heute gut lesbar. Mal ist den Gebäuden die verstrichene Zeit in den bröckelnden Putz eingeschrieben, wie Falten und Altersflecken in die Haut, mal sind sie schön renoviert und geglättet. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass die Fotografien um die Mittagszeit entstanden sind, in der kein Mensch auf den Straßen unterwegs ist. Umso stärker sind die ehemaligen Bewohner in ihren Namenszügen präsent und es berührt, diese zu lesen. Frank Stürmer öffnet mit seinen Häuserfotografien nicht nur ein Fenster in die Vergangenheit des Ortes sondern macht diese als untrennbaren Bestandteil seiner aktuellen Gegenwart sichtbar.
Darüber hinaus bewegt sich die Ausstellung, die weitere Fotografien sowie zwei Videoarbeiten mit einschließt, diesmal auch jenseits der angestammten Ausstellungsräume. An unüblichen Stellen im Haus der Kultur verteilt, gilt es, diese Arbeiten des Künstlers zu erkunden.