
Unsere Geschichte
Dillisheim - ein ungewöhnlicher Ortsname an der Stadtgrenze
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Wenn man die Kreisstraße
Mü 13 stadtauswärts Rich-tung
Haigerloh bzw. Helden-stein
entlangfährt, kann man
linkerhand bald ein Anwesen
erkennen, das die Ortsbe-zeichnung
Dillisheim hat. In
unmittelbarer Nähe dazu
entstanden 1964 die Brun-nenanlagen
der Stadtwerke
Waldkraiburg. Die Einöde
Dillisheim in der Gemeinde
Heldenstein ist für altbayeri-sche
Verhältnisse noch recht
jung, ihre Entstehungsge-schichte
hingegen jedoch
interessant. Der Ortsname
geht auf den königlich-bayerischen
Revierförster
Andreas Dillis zurück. Dieser
wurde am 18. Juli 1768 in
Giebing bei Schwindkirchen
als Sohn des kurfürstlichen
Revierförsters Wolfgang und
seiner Gattin Elisabeth (geb.
Hauspfleger) geboren. An-dreas
wuchs als sechstgebo-rener
zusammen mit vier
Schwestern und sechs Brü-dern
auf.
Sein ältester Bruder, Johann
Georg Dillis (* 1759, + 1841),
ist als begnadeter Maler und
Zeichner sowie als erster
Direktor der Münchener Pi-nakothek
und enger Kunst-berater
von König Ludwig I.
in die Geschichte Bayerns
eingegangen. Für seine gro-ßen
Verdienste wurde Jo-hann
Georg 1808 in den per-sönlichen
Adelsstand erho-ben
und durfte sich Ritter von
Dillis nennen. Auch zwei sei-ner
jüngeren Brüder, Ignaz
und Cantius, sowie Neffe
Franz, waren anerkannte
Maler und Zeichner.
Andreas Dillis, ältester Bru-der
von Johann Georg, heira-tete
am 9. Februar 1804 die
Jägerstochter Franziska
Schimmel aus Altfraunhofen
(geboren am 9. Dezember
1774). Nachdem Andreas
Dillis um 1805 zum ersten
Revierförster für die neuge-bildeten
Staatsforste im
Landgericht Mühldorf ernannt
wurde, erwarb das Ehepaar
1806 ein ca. 32 Tagwerk
großes Grundstück am Rand
des Mühldorfer Harts. Auf
dem Areal entstand in den
folgenden Jahren ein Wohn-haus
mit landwirtschaftlichen
Nebengebäuden, das fortan
als Ortschaft den Namen
Dillisheim erhielt. Teile der
damals errichteten Gebäude
bestehen noch bis heute.
Der Mühldorfer Hart gehörte
bis 1802 zum Erzhochstift
Salzburg. In den Jahren da-nach
entstand daraus ein
Staatswald, der von allen
Nebennutzungsrechten der
umliegenden Bauernhöfe
befreit wurde. Der Wald wur-de
vermessen, nach damals
modernen forstwirtschaftli-chen
Gesichtspunkten plan-mäßig
bepflanzt und mit ge-raden
Forstwegen erschlos-sen.
An diesen grundlegen-den
Veränderungen war An-dreas
Dillis als Förster maß-geblich
Luftbild von Dillisheim, um 1957
beteiligt.
Fast alle Mitglieder der Fami-lie
Dillis waren Förster und
Jäger. Daher ist es nicht ver-wunderlich,
dass sie sehr
enge familiäre Kontakte
pflegten. So entstand bei
einem Besuch von Johann
Georg bei seinem Bruder
Andreas eine Porträtzeich-nung,
die sich im Nachlass
des Künstlers erhalten hat.
Andreas verstarb am 3. Juli
1830, seine Gattin Franziska
am 12. Februar 1836. Da sie
keine Kinder hatten, erbte ihr
Vetter Forstwart Mathias
Held das Anwesen, der es
seinerseits bereits zwei Jah-re
später verkaufte. Der
Grabstein des Ehepaars Dil-lis
ist im Pfarrfriedhof von
Heldenstein bis heute erhal-ten
geblieben.
Impressum
Herausgeber: Stadt Waldkraiburg
Stadtplatz 26, 84478 Waldkraiburg
Tel.: 08638 959-0 Fax: 08638 959-200
Email: stadt@waldkraiburg.de
Gestaltung und Redaktion:
Robert Pötzsch (V.i.S.d.P.)
Weitere Autoren dieser Ausgabe:
Stephanie Till, Johanna Spirkl, Erika Fischer, Thomas Rahnert
Regina Zinn, Elke Keiper, Siegfried Hanesch, Ramona Salo-mon,
Karl Salinger, Thomas Mühlbäck, Bianca Mertin, Konrad
Kern, Gerd Ruchlinski, Hans-Jörg Malonek, Andrea Schlegel,
Lea Oberkobler, Dieter Trost, Ramona Masun, Hubert Forster,
Harald Köber, Bernhard Vietze, Alexander Rahm, Diana Molter
Auflage: 13.000
Erscheinungsweise: monatlich
Nächste Ausgabe: Samstag, 03. März
Druck: Geiselberger Medien-Gesellschaft mbH, Martin-Moser-
Str. 23, 84503 Altötting
Porträt von Andreas Dillis,
gezeichnet von Johann
Georg von Dillis