Haus der Kultur
Im Interview mit Leiterin des Veranstaltungsbereiches Alexandra
Lausmann und Museumsleiterin Elke Keiper
An dieser Stelle möchten wir Ihnen in lockerer Folge Einblicke in die Bereiche
der allgemeinen städtischen Kulturverwaltung und der Museumslandschaft
vorstellen; beide inzwischen weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Diesmal schauen wir in Zeiten des relativen Stillstands hinter die Kulissen.
In einem Interview mit der Leiterin des Veranstaltungsbereiches, Alexandra
Lausmann, und der Museumsleiterin Elke Keiper ist unser Stadtinfo-Team
der Frage nachgegangen, was in dem seit Ende März geschlossenen Haus
der Kultur gerade trotzdem passiert.
Mit dem Haus der Kultur wurden auch die Veranstaltungsräume,
Museen und die Städtische Galerie zum Schutz vor dem Corona-Virus
geschlossen. Was bedeutet das für die Mitarbeiter?
Frau Lausmann: Die umfangreichen Vorbereitungen des Veranstaltungsprogrammes
sind größtenteils hinfällig. Proben der Ensembles können
nicht stattfinden und die ausländischen Künstler hängen in ihren Heimatländern
fest. Da aus heutiger Sicht nicht abzuschätzen ist, wann, auch ein
nur eingeschränkter Veranstaltungsbetrieb wieder möglich sein könnte, ist
vieles rückabzuwickeln. Denken Sie nur an die ausgefallenen Aufführungen
vom „Saftladen“.
Frau Keiper: Als erstes mussten wir die aktuelle Ausstellung mit Undine
Goldberg absagen. Und das, obwohl die Einladungskarten schon gedruckt
und verschickt waren. Eine Entscheidung, die wirklich weh getan hat! Auch
hatte sich die Künstlerin sehr darauf gefreut, dem Publikum in Waldkraiburg
ihre Arbeit vorzustellen. Aber die Gesundheit unserer Besucher geht natürlich
vor.
Und jetzt sitzen Sie in Ihren Büros, denken über die verpassten
Möglichkeiten nach und langweilen sich? Oder warum nicht?
Frau Lausmann: Selbstverständlich nicht, denn wir arbeiten bereits intensiv
an Konzepten und Ideen für die Zeit „nach Corona“ und auch schon für die
nächste Saison. In diesem Zusammenhang wird auch darüber nachgedacht,
ausgefallene Veranstaltungen nachzuholen und in die Veranstaltungsplanung
passend einzuflechten. Wir nutzen außerdem die Zeit für die Ertüchtigung
der Haustechnik, wobei Wartungsarbeiten sinnvoller Weise vorgezogen
werden. Im Hinblick auf die künftig erforderlichen Hygienestandards
nimmt darüber hinaus deren präventive Ausgestaltung bereits heute einen
wichtigen Part dabei ein. Kultur muss lebendig bleiben und dazu braucht es
mindestens ein Ohr für die wechselnden Wünsche der zahlreichen Kunden.
Dazu betreiben wir einen stetigen Austausch mit allen Beschäftigten des
Veranstaltungsbereiches. Insoweit kommt es uns entgegen, vom üblichen
Tagesgeschäft entlastet, zukunftsorientiert Entwicklungen einzubeziehen,
Konzepte auszuarbeiten und auch den laufenden Betrieb im Haus der Kultur
weiter zu optimieren. Und nicht zu vergessen: auch in Zeiten ohne offenen
Betrieb benötigt die innere Verwaltung und Personalführung ihre Zeit!
Frau Keiper: Danke für diese Frage! Fast bin ich versucht zu sagen: „Schön
wäre es“. Dann könnte ich mich endlich mal der ausgiebigen Lektüre von
Fachliteratur widmen. Das kommt im laufenden Betrieb stets zu kurz. Aber
daraus wird leider nichts. Und es gibt natürlich auch in Zeiten ohne sichtbare
Außenaktivitäten viel zu tun. Stellen Sie sich als Modell für den Ausstellungsbereich
einen Eisberg vor. Da gibt es die sprichwörtliche Spitze
des Eisbergs, die aus dem Wasser ragt. Das sind zum Beispiel die einzelnen
Wechselausstellungen, die Führungen und Vorträge, die Veranstaltungen
für Kinder und alles, was sonst so aktiv nach außen dringt. Aber der größte
Teil des Eisbergs liegt ja unsichtbar unter der Wasseroberfläche. Dazu gehört
die Sammlungsverwaltung mit der wissenschaftlichen Inventarisation
der Bestände und der Neuzugänge, die stetig erfolgt und aktualisiert werden
muss. Das Museum hat als Archiv der Dinge zwar die Funktion, unsere
Geschichte zu erhalten, aber auch ein Museum lebt von Veränderungen!
Daneben haben wir des Weiteren vor kurzem das Programm zur Objektverwaltung
gewechselt und müssen nun zusätzlich jede Menge Fotos zuordnen
und digital einpflegen.
Und was ist mit den Wechselausstellungen?
Frau Keiper: Natürlich schauen wir nach vorne, denn der Mensch braucht
Kultur! Die nächste Ausstellung kommt bestimmt. Was könnte im Herbst ein
passendes Kunst-Ausstellungsthema sein, welche inhaltlichen Schwerpunkte
können wir für die, ebenfalls im Herbst geplante Eröffnung des Stiftungsmuseums
„Bilder erzählen“ und die Feuerwehr-Ausstellung im nächsten
Jahr setzen, was bereits vorbereiten?
Und wie sieht es mit Außenkontakten aus?
Frau Lausmann und Frau Keiper: Wir arbeiten ja viel mit Menschen
zusammen – mit Vereinen, mit Ehrenamtlichen, mit einzelnen Künstlern,
mit Agenturen und Ensembles sowie anderen Museen und Veranstaltungshäusern.
Gerade jetzt ist es wichtig, hier persönlich den Kontakt zu halten,
Interesse an den Schwierigkeiten zu zeigen, menschlich wie professionell
zu unterstützen, damit wir alle gut durch diese Zeiten kommen. Die Pflege
unseres Netzwerks ist eine unverzichtbare Basis für unsere Arbeit, auch jetzt,
damit wir bald wieder nach außen aktiv werden können.
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