Adalbert Stifter Seniorenwohnen
Das Leben der Senioren in Zeiten von COVID-19
„Ihr fehlt uns“ schreiben Kinder aus den Tages-einrichtungen
an die Zäune in der Stadt. Schüler
verzieren und bemalen Steine und benennen
diese ‚Schmunzelsteine‘. Mit einem Besuch –
selbstverständlich mit Abstand – übergeben sie
diese im BesucherAreal an die Pfleger und diese
im Beisein der Schüler und deren Lehrer direkt
an die Bewohner. Viele Bilder und Briefe zieren
die Wände der Gänge und Flure im Seniorenwoh-nen
am Münchner Platz. Kein Tag vergeht, ohne
dass nicht irgendwelche Schreckensnachrichten
ab Mitte März in den Medien kursieren und von
einem Tag auf den anderen ist die Einrichtung
komplett für Besucher geschlossen. Da tut es
schon sehr gut, sich nicht alleine zu wissen. Aber
eins nach dem Anderen: Im Zeitraffer lassen wir
Sie gerne teilhaben, was die Pandemie in der
Senioren-Wohnen-Einrichtung bewirkt und wie
man damit umgeht von Mitte März bis Feiertag
1. Mai. Die Teams und Pflegekräfte mit den Heim-leitungen
sind in einem absoluten Ausnahmezu-stand.
Besondere Bedingungen nicht nur für die
(jetzt heißen wir ‚systemrelevanten‘) Mitarbeiter.
Seit Mitte März sind besondere Anforderungen
in allen Bereichen an die Teams gestellt. Von der
Verwaltung über Technik, Reinigung, Küche bis
in die einzelnen Wohn- und Pflegebereiche. Öff-nungszeiten
werden eingeführt um die Organi-sation
aufrecht zu erhalten. Anordnungen ändern
sich und täglich heißt es, neuen Vorgaben der Re-gierung
und der LRA Ämter zu entsprechen. Nicht
so einfach, wenn Bewohner es gewohnt sind,
sich frei zu bewegen und auch entsprechend
Besuch zu empfangen. Da sich teilweise nicht
an die Vorgaberegeln (Empfehlungen) für Stadt-besuche
gehalten wird, wurden eindringlich Ge-bote
ausgesprochen. Drastischere Maßnahmen
wie Schließung drohen. Die Besucherzahl wird
dokumentiert. Im weiteren Verlauf und aus Vor-sorgemaßnahmen
(Ansteckungsgefahr!!) wird im
März das Haus für alle Besucher und Lieferanten
geschlossen. Die Anlieferung von Gütern für die
Bewohner ist nur noch bis zum Eingang möglich
und die Übergabezeiten wurden auf ein Mini-mum
reduziert. Auch für die Mitarbeiter gelten
besondere Regeln. Sie dürfen nur maximal zu
zweit in die Pause gehen und ein ausreichender
Abstand ist einzuhalten. Ununterbrochen wer-den
Bewohner und Mitarbeiter auf Symptome
der Covid19 Erkrankung beobachtet. Anfangs
haben sich die offiziellen symptomatischen An-zeichen
noch immer verändert. Mitarbeiter mit
grippeähnlichen Symptomen mussten sofort
das Haus verlassen und durften erst nach einem
negativen Corona Test wieder ins Haus kommen.
Die Personaldecke war sehr dünn. Nachdem es
keine Schutzmasken-Lieferungen mehr gibt, wer-den
die Mitarbeiter jetzt selber tätig und nähen
Mundschutzmasken. Diese können nach dem
Gebrauch mit Desinfektionsmittel ausgekocht/
gewaschen wiederverwendet werden.
Ende März 2020 wird die Tagespflege geschlos-sen.
Die Mitarbeiter der Tagespflege unterstützen
nun zu 100 % die Wohnbereiche. Bewohner, die
aus dem Krankenhaus kommen, werden für zwei
Wochen isoliert. Die Arbeitskapazität nimmt über-höhte
Formen an und wird weit überschritten.
Erste Aprilwoche erhält die Einrichtug über das
LRA entsprechende Schutz-Ausrüstung: 340 FFP
2 Masken, 100 MSN, 10 l. Händedesinfektion,
100 MNS; Weiterhin sind keine Besuche, keine
Neuaufnahmen erlaubt. Bei Krankenhausent-lassungen
findet eine 14-Tägige Quarantäne im
Zimmer statt. Leider ist nun auch die HospizInsel
komplett geschlossen. Als Kleiderschutz dienen
Anfang April noch Müllbeutel – für Kopf und
Arme ausgeschnitten. Alle Mitarbeiter sind mit
einem Mundschutz ausgestattet. Pflegenahe
Tätigkeiten mit den sogenannten OP-Masken,
ansonsten selbstgenähte, mit zweilagigem Stoff,
Gesichtsmasken. Noch ist die Speisesaalver-pflegung
wie bisher, ausgenommen Bewohner
der Pflegestation. Diese essen im Wohnbereich
Pflege. Böden und Handläufe werden in der täg-lichen
Reinigung desinfiziert. Froh ist man, dass
der Mittergarser Dorfladen noch zu den üblichen
Öffnungszeiten seinen Verkauf anbietet. Frau Grill
steht nur für das Haus bereit, um einen reibungs-losen
Einkauf zu gewährleisten. Es gibt Empfeh-lungen
des LKR, selbstgenähte zweilagige MNS
und OP Masken im Backofen oder Mikrowelle
für 1-2 Minuten bei 90 Grad aufzubereiten. Im
Hause arbeiten die Teams mit Hochdruck daran,
eine Möglichkeit zu schaffen, wie Bewohner ihre
Angehörigen wieder treffen und auch persönlich
sprechen können. Eine Hygienefachkraft, Violetta
Luga, hat die Teams im Haus besucht und über
Covid-19 und das richtige Verhalten aufgeklärt.
Digitale Fieberthermometer sind nicht lieferbar.
Mitarbeiter mit Krankheitssymptomen bleiben
grundsätzlich zu Hause oder werden sofort nach
Hause geschickt. Die Vorsorge-Maßnahmen des
Hauses Adalbert-Stifter-Seniorenwohnen sind
engmaschig und alleroberstes Gebot ist es, sich
die Pandemie nicht ‚ins Haus zu holen‘. Was zu
Irritationen führt, ist, dass einige Bewohner un-kontrolliert
Besuche von Angehörigen erhalten.
Mindestabstände werden nicht eingehalten, kein
MNS Mund-Nase-Schutz. Dies erfolgt meist zu
Zeiten, an denen keine Mitarbeiter am Hauptein-gang
stehen. Mitte April wird die Lage durch die
Unvernunft einzelner Menschen etwas brenzliger
und die Hausleitung sieht sich gezwungen, alle
Parkzugänge abzusperren. Leider ist festzustel-len,
dass immer mehr Bewohner zum Einkaufen
in die Stadt gehen, obwohl Angebote im Haus
vorhanden sind. Ebenso ist hauptsächlich am
Abend und an den Wochenenden festzustellen,
dass viele Besucher auf das Grundstück kommen
und Bewohner ‚zu nah‘ besuchen. Auf Ansprache
reagieren einige sehr ungehalten und teilweise
ausfallend. Aus diesem Grunde wurden die Zu-gänge
mit Straßenabsperrungen aus Kunststoff
abgesperrt. Bewohner dürfen das Grundstück
nur nach Absprache verlassen. Oberstes Gebot da-bei:
Die Absperrung kann jederzeit mit wenigen
Handgriffen entfernt werden, sodass Rettungswe-ge
nicht verwehrt sind. Ende April ist das Konzept
für ein Besucherareal perfekt weiterentwickelt.
Unter Einbeziehung und Absprache des Gesund-heitsamtes
steht der Eröffnung zu den vielen Mai-
Feiertagen nichts mehr im Wege.
Die Stimmung und Gemütszustände der Bewoh-ner
verbessern sich zusehends mit diesen Neuig-keiten...
Weiter ist sehr erfreulich, dass nach Absprache
mit dem LRA der Besuch von Fußpflege und Fri-seurleistungen
erlaubt ist. Der hauseigene Fri-seur
öffnet unter strengen Hygienevorschriften
den Laden ausschließlich für Bewohner.
Das Besucherkonzept ist unter strenger Ein-haltung
der allgemeinen Anforderungen vom
Gesundheitsamt entsprechend genehmigt und
eingeführt.
Mittlerweile sind wir schon im Sommer 2020 an-gekommen.
Fast vier Monate sind vergangen seit
den ersten Schreckensnachrichten.
Erfreuliche Nachrichten gibt es – zumindest bei
uns in der Stadt und am Münchner Platz in unse-rem
Adalbert-Stifter-Seniorenwohnen:
Die Einrichtung wird ‚behutsam geöffnet‘…. Das
heißt, aktuell beschränkt es sich auf regelmäßige
Besuche auf dem Grundstück. Angehörige gehen
mit unseren Bewohnern spazieren, mit Sicher-heitsabstand
und können sich dabei aber auch
endlich wieder berühren. Der Mensch braucht
Berührung….
Auf die Hygienemaßnahmen wird immer deut-lich
hingewiesen. Die Besucher müssen sich an-melden
bzw. ein Screening wird durchgeführt.
Nach Absprache können bei bestimmten Situatio-nen
Angehörige auch in die Zimmer der Bewoh-ner.
Die Cafeteria ist und bleibt bis auf Weiteres
geschlossen. Allen Teams wird ein großer Dank
für ihren Einsatz in diesen Tagen ausgesprochen.
16 FREIZEIT & VERANSTALTUNGEN