Die Bunte Seite
Leben im toten Holz
Der Igel wohnt gerne in Totholzhaufen
Unsere Geschichte
Vor 60 Jahren: Erdgas für Waldkraiburg
Das Heizen und Kochen mit Erdgas ist in unserer Stadt längst Selbstverständlichkeit.
Die Wenigsten werden sich wohl Gedanken machen, wann
und wie das Erdgas zu Waldkraiburg kam:
In der Gegend um Ampfing begann ab 1953 die Mobil Oil AG mit der Förderung
von Erdöl und Erdgas. Sehr bald entstand die Idee, Erdgas für private
Haushalte der näheren Umgebung und für Industriebetriebe in Waldkraiburg
zu nutzen. Zum Beispiel nutzte die Waldkraiburger Glashütte Erdgas
zur Befeuerung ihrer Glasöfen. Bisher musste dazu Kohle verbrannt werden.
Dazu war es aber nötig in Waldkraiburg ein eigenes Leitungsnetz zu verlegen.
Um Kunden für diese neue Energieform gewinnen zu können, eröffnete
die AG für Licht- und Kraftversorgung (LUK) am 1. Oktober 1959 am
Waldkraiburger Stadtplatz ein Büro. Am 5. Oktober wurde am Stadtplatz zu
Werbezwecken erstmals eine Gasflamme entzündet. Bereits im Jahr 1960
wuchs das Leitungsnetz auf 21 km. Somit gilt Waldkraiburg als erste Stadt
in Deutschland mit einem umweltfreundlichen Erdgasnetz. Als zweite Stadt
folgte am 18. Januar 1960 Oldenburg in Niedersachsen.
Mit Vertrag zwischen der LUK und den Isar-Amper-Werken (IAW) vom
27. Dezember 1962 wurde vereinbart, dass künftig die neu gegründete
Isar-Amper-Gas GmbH (IAG) den Verkauf bzw. Vertrieb übernahm. Durch den
Eintritt der Landeshauptstadt München in die Gesellschaft 1966 wurde die
Firma in Gasversorgung Oberbayern GmbH umbenannt. Die Erdgasvorkommen
um Ampfing waren bis 1974 erschöpft. Daher erfolgte schließlich der
Anschluss an das internationale Erdgasverteilungsnetz. Verträge mit Norwegen,
den Niederlanden und Russland sichern seitdem die Versorgung. 1976
wurde das Erdgasnetz auch auf Niederbayern ausgedehnt, daher wurde die
Gesellschaft erneut umbenannt: Erdgas Südbayern GmbH (ESB).
1979 konnte an der Geretsrieder Straße das neue ESB-Zentrum bezogen
werden. Bis 2008 wurden in Waldkraiburg mehr als 11.000 Netzanschlüsse
montiert. Seit wenigen Jahren bieten auch die Stadtwerke Waldkraiburg
GmbH Erdgasversorgung an.
Wer etwas auf sich hält, eröffnet ein Insektenhotel – zumindest kann man
diesen Eindruck haben, wenn man aufmerksam die Gärten Waldkraiburgs
betrachtet. Abgesehen davon, dass Zapfen, Rinde, Stroh und Ziegel, die in
vielen Hotels dominieren, weitgehend wertlos für Kerfe sind, ist das Umfeld
dieser Wohnstätten aus Insektensicht oftmals trostlos. Rasen und akkurat geschnittene
Rabatten sind wenig verlockend für Käfer, Wildbiene & Co. Mut
zur Wildnis ist gefragt, wenn man ihnen wirklich helfen will.
Eine einfache Übung in Sachen „Wildnis“ ist der Totholzhaufen. Äste fallen
bei der Gehölzpflege immer an und es macht wenig Arbeit, sie aufzuschlichten.
Abgeschnittene Ruten von Him- und Brombeere oder die Stängel von
Stauden sind eine sinnvolle Ergänzung zum Holz.
In solche Haufen verstecken sich Blindschleiche und Erdkröte, im Mulm entwickelt
sich die Larve des hübschen Rosenkäfers und wer viele markhaltige
Stängel einbringt, schafft eine ganze Hotelanlage für Wildbienen. Vielleicht
brütet sogar der Zaunkönig im Gewirr der Äste. Mit einigen Steinplatten
kann man unter dem Haufen überdies einen vor Regenwasser geschützten
Unterschlupf für den Igel bauen.
Wie groß der Haufen sein soll? Auch Minihaufen sind besser als nichts, doch
nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt. Die Äste verrotten schnell, so dass
auch ein 1,5m hoher Stapel bald zusammensinkt und jedes Jahr durch neue
Äste ergänzt werden kann. Gut ist es, wenn einige grobe Äste als Unterbau
verhindern, dass er zu schnell verrottet. Als günstig erweist sich eine sonnige
bis halbschattige Lage. Wer Platz hat, kann mehrere Haufen an unterschiedlich
besonnten Stellen anlegen und so den verschiedensten Tierarten (und
manchen Pilzen) ein Angebot schaffen.
Fatal für viele Tiere ist es übrigens, Holzhaufen für das Johannisfeuer am
Feuerplatz zu lagern und dann an Ort und Stelle abzubrennen. Alle Bewohner
solcher Haufen finden dann den Tod. Zumindest sollte man das Geäst abseits
der Feuerstelle aufbewahren und erst kurz vor der Feier zum Feuerplatz
transportieren, damit Tiere entkommen können. Ideal wäre es, die unteren
50cm des Stapels nicht für das Feuer zu verwenden, sondern als Heimstatt
für tierische Untermieter zu belassen, zumal die unteren Etagen des Haufens
besonders „belebt“ sind.
Entzünden der ersten Erdgas-Flamme am Stadtplatz, 5. Oktober 1959
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