SPORT & BILDUNG 15
Grundschule an der Graslitzer Straße
Mein Leben mit dem Corona-Virus
Jihane B., Schülerin der 4c, hat in ihrer Zeit zuhause einen Brief geschrieben
Mein Name ist Jihane, ich bin 10 Jahre alt und wohne mit meinen Eltern
und meiner Schwester in einer Wohnung im 3. Stock. Zurzeit gehe ich in
die vierte Klasse. Ich gehe gerne zur Schule, denn ich liebe es, neue Dinge
zu erfahren und zu lernen. Meine Mama sagt, ich bin wissbegierig und ich
glaube, das stimmt. In meiner Freizeit bin ich sehr aktiv. Im Sommer gehen
wir oft zum Baden, treffen uns mit unseren Freunden in der Eisdiele oder auf
dem Spielplatz, machen Ausflüge in die Berge oder in Tierparks. Im Winter
verbringen wir unsere Zeit gerne in der Eishalle oder in der Bücherei. Wenn
meine Eltern keine Zeit für irgendwelche Aktivitäten haben, treffe ich meine
Freunde gerne draußen. Oft fahren wir Hoverboard oder Inliner, spielen Fangen,
Verstecken oder springen Seilchen oder Hüpfe-Kästchen. Bei schlechtem
Wetter kommen meine Freunde manchmal zu mir nach Hause. Dann
spielen wir Playmobil, Spiele oder wir malen und basteln. Langeweile gibt
es nicht. Irgendwann, ich glaube es war im Januar 2020, habe ich in den
Medien von einem neuen Virus in China gehört. Er galt als sehr ansteckend
und gefährlich. Da China aber so weit weg ist, habe ich mir keine Sorge gemacht.
Doch dann hörte ich, dass das Virus nun auch in Europa sei. Es folgten
schreckliche Bilder aus Italien, meinem Lieblingsland. Die Krankenhäuser
waren überfüllt und viele Menschen starben. Irgendwie bekam ich ein komisches
Gefühl im Bauch. Doch niemals hätte ich gedacht, dass dieses Corona
Virus unser aller Leben so stark verändern würde. Doch leider passierte
es so. Am 13.03.2020 änderte sich alles. Wir radelten morgens zur Schule,
wie jeden Tag. Dort erfuhren wir dann im Laufe des Vormittags, dass dies erst
einmal unser letzter Schultag sein sollte. Unsere Lehrerin gab uns ganz viele
Arbeitsblätter und einen Home-Office-Plan. Davon hatte ich bis dahin noch
nie gehört. Wir erhielten also Hausaufgaben für ganze drei Wochen! Danach
sollten zwei Wochen Ferien sein. Also fünf Wochen keine Schule. Meine Gedanken
überschlugen sich. Bekommen wir jetzt Zustände wie in Italien? Es
folgte der sogenannte Lockdown. Alle Geschäfte, außer Banken, Apotheken
und Supermärkte wurden geschlossen. Ebenso alle Schwimmbäder, Freizeitparks,
Spielplätze, Eisdielen, Restaurants usw. Alle Menschen mussten
zuhause bleiben. Man durfte nur noch zur Arbeit oder zum Einkaufen raus.
Nicht einmal unsere Oma dürfen wir besuchen. Das war das Schlimmste für
mich! Zum Glück durfte mein Papa weiterhin arbeiten gehen. Viele Leute,
die nicht zur Arbeit konnten, hatten nun auch finanzielle Probleme. Die hatten
wir, Gott sei Dank, nicht. Trotzdem war es komisch. So gerne ich sonst
zur Schule gehe, Home-Schooling gefällt mir gar nicht. Ich war absolut nicht
motiviert. Mir fehlen meine Lehrerin und auch meine Klassenkameraden.
Und meine Freunde. Auch auf die Osterferien konnte ich mich nicht freuen,
denn ich war ja sowieso zuhause. Doch in den Osterferien fingen wir an, mal
wieder nach draußen zu gehen. Wir als Familie. Wir gingen spazieren am
nahegelegenen Fluss oder in den Wald. Wir machten Fahrradtouren oder
Touren mit den Inlinern. Meine Schwester und ich liefen um die Wette oder
sprangen Seilchen. Es war anders, aber es war schön. Im Fernsehen gab es
neben Corona auch schöne Berichte. Unsere Natur erholt sich! In Venedig
wurde das Wasser wieder klar und es wurden Delfine gesichtet. In Indien
konnte man wieder zum Himalaya schauen. Und unsere Luft wurde viel klarer.
Das waren mal gute Nachrichten. Leider wurde uns mitgeteilt, dass die
Schule noch länger geschlossen bleiben würde. Das ist nicht so schön. Das
Home-Office geht weiter und immer noch dürfen wir keine Freunde treffen.
Was soll ich sagen? „Mein Leben mit Corona ist anders ruhig. Ich vermisse
natürlich Einiges. Die Schule, Freunde, Freizeitaktivitäten, meine Oma, Reisen.
Aber ich freue mich über die Natur, die sich erholt hat. Und darüber,
dass wir alle gesund sind und uns haben. Mein Leben ist ruhig, aber nicht
langweilig. Ich lese viel und schreibe Briefe an meine Freunde. Mit meiner
Oma telefonieren wir täglich. Oft mit Video, damit wir uns sehen können.
Und bald darf ich wieder zur Schule gehen. Mit Mundschutz und geteilter
Klasse. Ich bin gespannt, wie lange es noch dauert, bis ich sagen kann: Mein
Leben ohne Corona.
Neben diesem tollen Brief hat Jihane auch tolle Bilder gemalt.