Stadt Waldkraiburg
Die FairTrade-Stadt Waldkraiburg
Warum überhaupt „Fair Trade Stadt“ Waldkraiburg?
Im „Leitbild der Stadt Waldkraiburg“ wurde 1999 u.a. folgendes festgelegt: „Wir in Waldkraiburg sind bereit für die Zu-kunft.
Wir sind eine europäische Stadt in Bayern - offen, modern, erfolgreich und innovativ. Wir handeln sozial und in
Verantwortung für die nachfolgenden Generationen. Wir handeln nachhaltig in allen ökologischen, wirtschaftlichen,
kulturellen und sozialen Belangen.“
Dementsprechend beschloss der Stadtrat 2009 auf Antrag von EWIM (Eine-Welt-Initiative im Lkr. Mühldorf), dem
Träger des Eine-Welt-Ladens in Waldkraiburg, dass bei der Beschaffung und bei Ausschreibungen nur Produkte be-rücksichtigt
werden, die ohne den Einsatz von ausbeuterischer Kinderarbeit zustande gekommen sind.
Und folgerichtig beschloss der Stadtrat (wieder auf Antrag von EWIM) am 18. Oktober 2016, dass sich Waldkraiburg
um den Titel „Fairtrade Stadt“ bewirbt, damit die Grundsätze des Leitbildes auch im täglichen Konsumverhalten deut-lich
werden.
Von Kinderarbeit profitieren: leider weit verbreitet - auch bei uns
Ausbeuterische Kinderarbeit - das findet in Umfragen kaum jemand gut. Wie sind dann aber folgende Fakten zu ver-stehen?
- 70% des Kakaos, der bei uns zu Süßigkeiten verarbeitet wird, kommt aus Westafrika.
- In Westafrika arbeiten derzeit 1,5 Mio. Kinder auf den Kakaoplantagen, ca. 50.000 davon als Kinder-
SKLAVEN. Sie hantieren mit gefährlichen Chemikalien und rasiermesserscharfen Macheten. Jedes Jahr
verletzen sich 100-200.000 Kinder damit schwer. Da sie nicht oder kaum zur Schule gehen, sieht auch ihre
Zukunft düster aus.
- Die Schokoladenindustrie verspricht seit 2010, diese Zustände zu ändern. Pure Augenwischerei, wie eine
2020 veröffentlichte Studie des US-Arbeitsministeriums belegt.
Wer also bei uns billige Schokolade isst, profitiert ziemlich sicher von ausbeuterischer Kinderarbeit. Da brauchen wir
uns gar nicht in die Tasche zu lügen.
Der Preis allein oder der bekannte Markenname sind aber leider auch kein Hinweis darauf, dass in der Schokolade
nicht doch Kinderarbeit steckt. Stiftung Warentest stellt im Dezember 2020 ernüchtert fest: „Noch viel zu tun. Allen
Bemühungen zum Trotz: Gefährliche Kinderarbeit hat in Westafrika zugenommen. Ist auf
Nachhaltigkeits-Versprechen überhaupt Verlass?“
Was können wir tun?
- Vermeiden, dass wir Kinderarbeit (indirekt) fördern, lässt sich nur, wenn wir als deutsche Verbraucher
Produkte nachfragen, die verlässliche, einschlägige Produktsiegel tragen. Die regelmäßige Überprüfung
vor Ort muss gewährleistet sein und notfalls der Entzug des Produktsiegels, falls Verstöße öfter
vorkommen und nicht abgestellt werden. Besonders wichtige Kriterien sind das Verbot von Kinderarbeit
und Preisgarantien bzw. Mindestpreise.
- Oft wird bei uns geworben mit sog. Nachhaltigkeitssiegeln. Leider erfüllen gerade häufig verwendete Siegel
wie UTZ certified und Rainforest Alliance die oben genannten Anforderungen nicht bzw. nicht wirksam.
- Wer ausbeuterische Kinderarbeit und Kindersklaverei nicht unterstützen möchte, sollte zu Produkten mit
Siegeln wie Gepa+, FairAfric, Naturland Fair und Fairtrade greifen.
- Mehr Infos zu Siegeln stehen unter www.siegelklarheit.de oder speziell zu Kinderarbeit unter
www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de.
Aber:
tun wir das tatsächlich?
Hand aufs Herz: Nutze ich in meinem Haushalt, mei-nem
Betrieb, meiner Behörde oder Einrichtung, im
Stadtrat, im Rathaus die vorhandenen Möglichkei-ten,
fair gehandelte Produkte einzusetzen?
Oder lasse ich es aus Bequemlichkeit oder „Sparsam-keit“
bleiben?
Geiz ist nicht geil, wenn andere darunter leiden.
Der Titel „Fairtrade Stadt“ wird uns nicht geschenkt.
Den müssen wir uns verdienen.
30 Jahre Eine-Welt-Laden „Steg“ Waldkraiburg
Ein stolzes Jubiläum feiert der Eine-Welt-Laden dieses Jahr: 1991 gegründet von engagierten evangelischen
Jugendlichen wird er seitdem von einem Team um das Ehepaar Grytzyk weitergeführt.
Träger ist mittlerweile EWIM (Eine-Welt-Initiative im Landkreis Mühldorf). Noch konnte er Corona trotzen,
aber die Fragezeichen mehren sich. Und Fairtrade-Stadt ohne Eine-Welt-Laden gibt es nicht.
6 WALDKRAIBURG AKTUELL