23 Unsere Geschichte Vor 70 Jahren: zwei „Musterhäuser“ für Waldkraiburg Durch den Ausbau zweier Bunker zu „Musterhäusern“ wurde vielleicht unsere ganze Entwicklung erst ermöglicht. Wer weiß, was aus dem früheren Pulverwerk gewor-den wäre, wenn im Frühjahr 1947 - also vor nun 70 Jah-ren - die damalige Montan- Werksverwaltung, nicht die Idee gehabt hätte, zwei Bun-ker zu „Musterhäusern“ um-zubauen? Wie ist aber diese Frage zu verstehen? Hier einige historische Informatio-nen dazu: Die früheren Abteilungsleiter des Pulverwerks, Dipl.-Ing. Carl Ringe und Dr. Bernd Meppen, wurden im Sommer 1945 von der amerikani-schen Militärverwaltung als Verwalter für das Werksge-lände eingesetzt. Das erklär-te Ziel der beiden war es, das weitläufige Werksareal schnell einer sinnvollen zivi-len Nutzung zuzuführen und dazu die gröbsten Bombar-dierungsschäden zu behe-ben, unkontrollierte Material-entnahmen, planlose De-montagen und Zerstörungen zu unterbinden. Meppen und Ringe knüpften Kontakte zu bayerischen Staatsbehörden und Stellen der Militärregie-rung, um das Werk im Ge-samtbestand zu retten. Durch Rückschläge, wie z.B. der Zuordnung des Geländes unter alliierte Vermögenskon-trolle und die Aufnahme in die Reparationsliste, ließen sie sich nicht entmutigen. Anfang 1946 wurden alle Liegenschaften der Montan- Industrie GmbH in der US-Zone dem Gesamttreuhän-der Hans Hentschel unterge-ordnet. Im Juni 1946 konnte durch das bayerische Wirt-schaftsministerium erreicht werden, dass in die Bunker erste Firmen eingewiesen wurden. Manchen der amerikani-schen Offiziere ging diese Entwicklung zu schnell. Da-her wurden Meppen und Rin-ge aus ihren Ämtern entlas-sen und am 4. November 1946 als neuer Verwalter Otto Seeger eingestellt. Auch Seeger wollte das Werk grundsätzlich erhalten und zivilen Zwecken zuführen, war aber bedachter. Ange-sichts der Tatsache, dass die russische Besatzungsmacht in ihrer Zone rigoros Demon-tagen vornahm und ver-gleichbare Bunkeranlagen dem Erdboden gleichmachte, ersann sich Seeger im Früh-jahr 1947 folgendes Experi-ment: Er suchte sich zwei geeigne-te Bunker aus und begann diese zu „Musterhäusern“ umzubauen. Das bayerische Finanzministerium unter-stützte das Vorhaben. Einer von vier Bunkern eines Tro-ckenhauses (Nr. 69 d, heute Haidaer Straße) und ein Ab-nahmeschuppen (Nr. 466, heute Von-der-Tann-Straße), wurden mit Holzaufbauten und Dachkonstruktionen ver-sehen. Demonstrativ bezog Seeger selbst die Wohnung auf dem Bunker 69 d. Als die beiden Bunker fertig-gestellt waren, lud der Ge-samttreuhänder der bayeri-schen Montanwerke in der US-Zone den Militärgouver-neur General Walter J. Muller zur Besichtigung ein. Dieser soll von den Musterhäusern so begeistert gewesen sein, dass er zusagte, sich gegen weitere Bunkersprengungen einzusetzen. Im Ganzen blieb das Werk erhalten und die weitere Entwicklung der jungen Industriesiedlung konnte voranschreiten. Im Jahr 1955 erwarb Erich Kieslich das Musterhaus an der Haidaer Straße. 1995 wurde es abgerissen. Das zweite Gebäude, im Volks-mund „Forsthaus“ genannt, erwarb später die Firma Mos-hammer. Auch dieses exis-tiert längst nicht mehr. Impressum Herausgeber: Stadt Waldkraiburg Stadtplatz 26, 84478 Waldkraiburg Tel.: 08638/959-0 Fax: 08638/959 200 Email: stadt@waldkraiburg.de Gestaltung und Redaktion: Robert Pötzsch (V.i.S.d.P.) Weitere Autoren dieser Ausgabe: Sonja Hoffmann, Stephanie Till, Siegfried Hanesch, Thomas Mühlbäck, Monika Fesl, Rosemarie Sax, Clemens Reisbeck, Andrea Schlegel, Renate Leinfelder, Dieter Trost, Michaela Olbricht, Ramona Masun, Ferenc Bene, Claudia Gelaschwili, Leonhard Schleich, Vitus Bibo, Erika Fischer, Alexander Rahm, Dietlinde Weilhammer, Ida Hinterholzinger, Anette Hol-zer, Anna Hörth, Ilse Bahner, Hansjörg Malonek, Marina Pösl, Jürgen Klein, Diana Molter, Gerd Ruchlinski, Konrad Kern; Auflage: 13.500 Erscheinungsweise: monatlich Nächste Ausgabe: Samstag, 03. Juni Druck: Geiselberger Medien-Gesellschaft mbH, Martin- Moser-Str. 23, 84503 Altötting
Stadtinfo_Mai_2017
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