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März 2016 23 Unsere Geschichte Vor 70 Jahren: Emil Lode in Waldkraiburg Ein Unternehmer mit weitreichenden Visionen Am 26. März 1946, rund einen Monat vor dem Eintreffen des ersten Bahntransports mit Heimatvertriebenen im Flüchtlingslager Pürten (siehe Beitrag in der Februar-Ausgabe), betrat erstmals ein Sudetendeutscher das Gelände des ehemaligen Pulverwerks der Deutschen Sprengchemie GmbH: Es war der aus Haida (tschechisch Nový Bor) in Nordböhmen stammende Spediteur Emil Lode (* 2. August 1906, + 19. April 1986). Lode betrieb in Böhmisch Leipa und in Prag bis Kriegsende Anfang Mai 1945 ein Speditionsunternehmen, das er seit der Gründung 1930 aus kleinsten Anfängen heraus zu einem bedeutenden Unternehmen ausbauen konnte. In Vorahnung der kommenden Machtübernahme durch das tschechische Volk evakuierte er zunächst seine Gattin Martha und die fünf Söhne (Walter, Helmut, Dieter, Arnulf und Herbert) nach Birnbach in Niederbayern. Er selbst kehrte aber noch einmal nach Prag zurück. Dort wurde er vom tschechischen Militär gefangengenommen, konnte sich aber durch glückliche Flucht nach Sachsen retten und größtenteils per Fahrrad über Franken im Juni 1945 zu seiner Familie in Birnbach gelangen. Da Emil Lode aus finanziellen und rechtlichen Gründen in absehbarer Zeit in Bayern seine Spedition nicht weiterführen konnte, kam ihm die Idee, die Herstellung von Knöpfen zu beginnen. Bei der Suche nach einem geeigneten Produktionsstandort wandte er sich im Januar 1946 an die Sudetendeutsche Hilfsstelle in München. Die Hilfsstelle seinerseits erhielt vom Bayerischen Wirtschaftsministerium den Hinweis auf das ungenutzte Gelände der ehemaligen Pulverfabrik „Werk Kraiburg“. Das Ministerium wiederum wurde bereits 1945 von den beiden von den Amerikanern eingesetzten Werksverwaltern Dr. Bernd Meppen und Ing. Carl Ringe auf das Werk aufmerksam gemacht. So kam es, dass Lode am 26. März 1946 die vielen Bunker samt der noch vorhandenen Infrastruktur erkunden konnte und begeistert war, hier eine neue Existenz finden zu können. Wenige Tage später, am 4. April, verfasste er eine Denkschrift, die folgenden Inhalt hatte: Die konzentrierte Ansiedlung der nordböhmischen Glasindustrie im Werk Kraiburg und die Gründung einer selbständigen Gemeinde bzw. Stadt mit einer Einwohnerzahl von 20.000 Menschen. Emil Lode sandte seine Denkschrift an den Bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Högner mit der dringenden Bitte alles in seiner Macht stehende dafür zu unternehmen, das ehemalige Pulverwerk für die Ansiedlung von Vertriebenen, insbesondere Sudetendeutschen Industrien zu sichern. Seine kühnen Überlegungen schienen damals, angesichts der aussichtslosen wirtschaftlichen Lage in Bayern, des Zustandes des damaligen Werksgeländes und der völlig unsicheren Zukunft in der Nachkriegszeit völlig unrealistisch zu sein. Zwar zerschlug sich bedauerlicherweise die gezielte Zusammenführung der ganzen nordböhmischen sprich Haidaer Hohlglasindustrie an einem Ort - die Gablonzer Schmuckglasindustrie konnte sich zumindest teilweise in Neugablonz ansiedeln - aber seine Vision von einer Stadt mit 20.000 Menschen sollte gut zwanzig Jahre später tatsächlich Realität werden. Der Brief an die Staatsregierung zeigte Wirkung. Im Juni 1946 erfolgte die Öffnung des Werksgeländes für die zivile Nutzung. Emil Lode selbst erhielt am 6. Juni die Ansiedlungsgenehmigung. Mit ihm kamen auch viele weitere Firmengründer. Ein Jahr später konnte er aus ganz einfachen Anfängen mit der Herstellung von Knöpfen und Spielsachen beginnen. Als Lode erfuhr, dass sein Jugendfreund Hubert Rösler aus tschechischer Haft entlassen wurde und zu seinen Kindern in den Odenwald ausreisen konnte, lud er ihn ein, sich das Werksgelände anzusehen. Im Juni 1947 besuchte Hubert Rösler Werk Kraiburg und fasste schließlich den Entschluss, sich hier für die Gemeindegründung und Ortsplanung einzusetzen - drei Jahre später wurde Rösler zum Bürgermeister von Waldkraiburg gewählt. Die Knopffabrik von Emil Lode wurde im Jahr 2000 stillgelegt. Die Spedition Lode gibt es seit 1960. Stadt Waldkraiburg Rathaus Stadtplatz 26 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/959 0 www.waldkraiburg.de Stadtbau Waldkraiburg GmbH Meisenweg 1 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/9686 0 www.stadtbau- waldkraiburg.de Stadtwerke Waldkraiburg GmbH Meisenweg 1 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/948 400 www.stadtwerke- waldkraiburg.de Stadtmarketing Waldkraiburg GmbH Stadtplatz 26 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/959 4580 www.stadtmarketingwaldkraiburg. de Haus der Kultur Braunauer Straße 10 84478 Waldkraiburg Telefon: 08638/959 313 www.kulturwaldkraiburg. de


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